WebRTC-Upgrade: OpenTalk wechselt zu LiveKit

WebRTC (Web Real-Time Communication) ist das Herzstück moderner Videokonferenzen – und auch bei OpenTalk setzen wir auf diese Technologie. Kurz gesagt: WebRTC ermöglicht es, Audio-, Video- und Datenströme direkt zwischen Browsern und Geräten auszutauschen, ganz ohne zusätzliche Plugins oder komplizierte Installationen. Das macht es schnell, sicher und flexibel.
Doch WebRTC ist nicht gleich WebRTC! Es gibt verschiedene Serverlösungen, um die Technologie in eine Plattform zu integrieren. Von Anfang an haben wir für OpenTalk auf Janus gesetzt – eine bewährte Lösung, die uns einen soliden Start ermöglicht hat. Doch mit der Weiterentwicklung unserer Plattform kam die Frage auf: Gibt es eine Medienserver-Technologie, die noch besser zu unseren Anforderungen passt? Eine, die noch flexibler, moderner und skalierbarer ist?
So sind wir auf LiveKit gestoßen. Nach ausführlichen Tests war klar: Das passt zu OpenTalk. Warum wir uns für die Umstellung entschieden haben und wie das Ganze ablief, erzählen wir in diesem Artikel.
Mehr Flexibilität, mehr Features: Warum wir zu LiveKit gewechselt sind
Mit LiveKit setzen wir auf eine aktiv weiterentwickelte Lösung mit einer breiten Funktionspalette und einer engagierten Community. Regelmäßige Updates bringen Fehlerbehebungen und neue Features, die für eine moderne Plattform wie OpenTalk relevant sind.
Ob Web-Apps, mobile Anwendungen oder Backend-Prozesse – LiveKit ist ein komplettes Ökosystem für Entwickler und liefert uns genau die Bausteine, die wir brauchen:
- JavaScript/TypeScript SDK: Damit integrieren wir Echtzeitkommunikation direkt in unsere Webanwendung – inklusive Video- und Audiostreaming sowie umfassendem Event-Handling.
- React-Komponenten: Fertige UI-Elemente und Hooks machen es besonders einfach, LiveKit in unsere React-Frontend-Oberfläche einzubauen.
- Rust SDK: Eine großartige Option für performante Backend-Prozesse, die Echtzeitkommunikation erfordern.
- Server-APIs: Damit verwalten wir Räume, Teilnehmer und Streams direkt aus unserem Backend – flexibel, automatisierbar und ohne Umwege.
- Kubernetes-Unterstützung: LiveKit lässt sich nahtlos in Kubernetes-Umgebungen deployen, was die Skalierung und Verwaltung im Vergleich zu anderen Lösungen deutlich vereinfacht.
Adaptive Streams mit Simulcast – Intelligentes Bandbreiten-Management
In der Welt der Videokonferenzen sind effiziente Nutzung der Bandbreite und optimale Videoqualität entscheidend. LiveKit bietet mit Simulcast und Adaptive Streams zwei leistungsstarke Funktionen, die genau diese Aspekte adressieren.
Mit Simulcast können Videostreams in mehreren Qualitätsstufen gleichzeitig gesendet werden. Das bedeutet, dass ein Teilnehmer seinen Videostream beispielsweise in hoher, mittlerer und niedriger Auflösung parallel überträgt. Diese Funktion ermöglicht es dem Server, je nach Bedarf und Netzwerkbedingungen der Empfänger die passende Qualitätsstufe auszuwählen, ohne dass der Sender seinen Stream anpassen muss.
Adaptive Streams passen die empfangene Videoqualität dynamisch an die Größe und Sichtbarkeit des Videofensters sowie die verfügbaren Netzwerkressourcen an. Wenn beispielsweise ein Videofenster verkleinert oder minimiert wird, reduziert LiveKit automatisch die empfangene Auflösung oder pausiert den Stream, um Bandbreite zu sparen. Diese intelligente Anpassung sorgt für eine effiziente Ressourcennutzung und verbessert die Gesamtleistung, insbesondere in größeren Konferenzen.
Von der Idee zur Umsetzung: So lief die Umstellung auf LiveKit
Jede große Veränderung beginnt mit einer Idee – und oft mit einem Experiment. Im Sommer 2024, während eines unserer vierteljährlichen Team-Events, stellten wir uns die Frage: Könnte LiveKit die passende Lösung für OpenTalk sein? Mit dieser Neugier starteten wir einen Proof of Concept, bei dem wir LiveKit testweise integrierten. Eine zentrale Anforderung war dabei die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung (E2EE), die LiveKit bereits unterstützt.
Zwei Wege standen uns offen:
- Eigene Entwicklung: möglich, aber extrem aufwändig und zeitintensiv.
- LiveKit nutzen: Die Lösung bringt bereits ein fertiges Medien-Verschlüsselungs-Konzept mit.
Schon nach den ersten Tests wurde klar: LiveKit funktioniert reibungslos in OpenTalk. Die Entscheidung war gefallen – wir stellen um. Wir bauten LiveKit testweise direkt in die App ein und konnten schnell bestätigen: Ja, das passt! Die eigentliche Migration war jedoch kein kleines Update, sondern ein umfassender Umbau:
- 160 Dateien haben wir überarbeitet,
- rund 7.000 Zeilen Code haben wir entfernt und durch
- ca. 4.000 Zeilen neuen Code ersetzt.
Neben der eigentlichen Integration gab es einiges aufzuräumen, denn LiveKit funktioniert anders als unsere bisherige Lösung. Es bringt unter anderem ein eigenes Signaling-System mit, das wir in unsere Architektur integrieren mussten. Auch das State-Management für Teilnehmende unterscheidet sich von unserer vorherigen Lösung.
Anfangs übersahen wir dabei einige Funktionen, wie die Stummschaltung aller Teilnehmer. Doch durch kontinuierliche Anpassungen und Tests konnten wir diese Features erfolgreich vor der Umstellung implementieren. Jetzt funktioniert alles, wie es soll, und OpenTalk läuft mit LiveKit einwandfrei.
Was bedeutet die Umstellung für Betreiber von OpenTalk-Servern?
Kurz gesagt: In den meisten Fällen müssen Sie nichts tun. Wenn Sie OpenTalk als Community Edition nutzen, ist LiveKit bereits vollständig integriert und vorkonfiguriert. Das offizielle LiveKit Docker-Image wird automatisch mit ausgeliefert, und die passende Konfiguration ist bereits in der Datei docker-compose.yaml enthalten. Auch die Erstellung des notwendigen Secrets läuft skriptgesteuert ab – Sie müssen also nicht manuell eingreifen. Mehr Details dazu finden Sie in unserer Admin-Dokumentation.
Für Benutzer*innen, die OpenTalk nicht über die offiziellen Docker-Container, sondern auf eine individuelle Weise installiert haben, gibt es eine Migrations-Anleitung mit allen notwendigen Schritten.
Gehostete OpenTalk-Instanz? Keine Sorge – für Kunden, die OpenTalk als „Software as a Service“ (SaaS) einsetzen, haben wir bereits Anfang März umgestellt. Sie müssen sich um nichts kümmern.
OpenTalk mit LiveKit: Ein großer Schritt nach vorn
Die Entscheidung für LiveKit hat sich gelohnt – nicht nur für uns als Entwicklungsteam, sondern vor allem für Sie als Nutzerinnen und Nutzer. Mehr Performance, mehr Flexibilität, mehr Komfort: Dank intelligenter Funktionen wie Adaptive Streams und Simulcast läuft OpenTalk jetzt noch effizienter, besonders in großen Meetings.
Unser Ziel ist es, Ihnen eine stabile und leistungsfähige Plattform zu bieten. Um über alle Updates und neuen Features informiert zu bleiben, folgen Sie uns auf LinkedIn, Mastodon oder Bluesky!
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