5 Fragen zur Vergabe von Open-Source-Software im öffentlichen Sektor
In unserer Serie „5 Fragen zu“ geben unsere Expert:innen Antworten zu wichtigen Themen rund um OpenTalk, Open Source-Software, digitale Souveränität und aktuelle Branchentrends.
Dieses Mal mit: Daniel Zielke, Direktor strategische Partnerschaften.
Nach Tätigkeiten im Journalismus und in der Politik konzentrierte sich Daniel Zielke auf das öffentliche Beschaffungswesen und die Digitalisierung der Verwaltung und arbeitete in verschiedenen Open-Source-Unternehmen und -Verbänden zu diesem Thema. Jetzt ist er Direktor strategische Partnerschaften bei OpenTalk und Heinlein Support. Er beantwortet uns 5 Fragen zur Vergabe von Open-Source-Software im öffentlichen Sektor:
Wie kann der Einsatz von Open-Source-Software die digitale Souveränität öffentlicher Verwaltungen stärken?
Open-Source-Software (OSS) stärkt die digitale Souveränität, weil sie Verwaltungen volle Kontrolle über den Quellcode gibt. Dies ermöglicht es ihnen, die Software an spezifische Bedürfnisse anzupassen und sie unabhängig von großen IT-Anbietern zu betreiben. OSS verringert das Risiko eines Vendor Lock-ins, da Verwaltungen nicht an einen einzigen Anbieter gebunden sind. Im Kontext von Datensicherheit und Langfristigkeit bietet OSS zudem nachhaltige und transparente Lösungen für öffentliche Verwaltungen.
Welche Schritte müssen öffentliche Verwaltungen unternehmen, um Vergabeverfahren für Open-Source-Software transparent und rechtssicher zu gestalten?
Für ein transparentes und rechtssicheres Vergabeverfahren müssen Verwaltungen zunächst klar die zu beschaffende Leistung – sei es technisch oder funktional – beschreiben. Die Wahl der Vergabeart hängt von der realistischen Kostenschätzung ab, was die Wahl der passenden Verfahrensart bestimmt. Im Rahmen des Leistungsbestimmungsrechts kann der Auftraggeber gezielt OSS beschaffen. Zudem sollte er spezifische Anforderungen an Support, Schulungen und Qualitätssicherung festlegen, um die Rechtssicherheit zu gewährleisten.
Welche praktischen Tipps gibt es für die Ausschreibung von Open-Source-Software, um sicherzustellen, dass diese den Anforderungen genügt?
Der wichtigste Tipp ist, dass der Auftraggeber genau weiß, welche Anforderungen er an die zu beschaffende Software hat, einschließlich Datenschutzvorgaben. Eine Markterkundung kann vor dem Vergabeverfahren helfen, um sowohl eine Marktübersicht zu erhalten als auch realistische Kostenschätzungen vorzunehmen. Außerdem sollte der Auftraggeber klare Anforderungen an Gewährleistung, Haftung, Support und Wartung definieren. In Fällen, in denen personenbezogene Daten oder vertrauliche Informationen verarbeitet werden, sollte der No-Spy-Erlass als Kriterium in die Ausschreibung aufgenommen werden.
Welche Vorteile bieten Open-Source-Lösungen im Vergleich zu proprietärer Software?
Open-Source-Lösungen bieten erhebliche Vorteile: Keine Lizenzkosten, hohe Flexibilität bei der Anpassung und Nutzung des Quellcodes sowie die Vermeidung von Abhängigkeiten von proprietären Anbietern. Verwaltungen können ihre IT-Strategie frei und ohne Zwang von Herstellern gestalten, während Customizing individuelle Lösungen ermöglicht. OSS schafft außerdem mehr Transparenz, da der Code offen einsehbar ist. Dadurch sinken langfristig die Kosten, und Verwaltungen haben die Freiheit, zwischen IT-Dienstleistern zu wechseln.
Was sind Besonderheiten bei OSS-Ausschreibungen, auf die öffentliche Auftraggeber achten sollten?
EVB-IT-Verträge sind oft nicht optimal für OSS-Lösungen. Auftraggeber sollten darauf vorbereitet sein, die AGB des Auftragnehmers in den Vertrag aufzunehmen. Zudem sollte man sich bei der Überlassung von OSS über die Flexibilität der Anpassung im Klaren sein. OSS-Projekte bieten in der Regel mehr Spielraum zur Individualisierung als proprietäre Softwarelösungen. Der Auftraggeber muss sich deshalb bewusst darüber sein, wie die Software in die bestehenden Systeme integriert und welche Anpassungen vorgenommen werden sollen.
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